Landtechnik 2019: Herausforderung wird Kommunikation in Richtung Verbraucher
2019 sollte für die Landtechnikbranche das große Erklärungs-Jahr werden
Aktuelle NGO-Kritik im Januar 2019
Europawahl und EU-Agrarreform: Die deutsche Landwirtschaft steht in der Öffentlichkeit immer mehr in der Kritik – und das wird im Europawahljahr 2019, in dem gleichzeitig die Ausrichtung der künftigen EU-Agrarpolitik ab 2021 thematisiert wird, nicht besser werden. Den Anfang machte in dieser Woche die Veröffentlichung des „Agrar-Atlas 2019“, den unter anderem die Heinrich-Böll-Stiftung (die parteinahe Stiftung der Grünen/Bündnis 90) und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zusammen herausgegeben haben.
NGO-Forderungen: Folgen werden in der kommenden Woche unmittelbar vor Beginn der Internationalen Grünen Woche in Berlin weitere sogenannte NGO, also Nicht-Regierungs-Organisationen. Ihre gemeinsame Argumentationsrichtung wird sein, dass die künftige Agrarpolitik sich an den von ihnen (den NGO) definierten Zielen ausrichten soll. Und die lautet „öffentliche Gelder nur noch für öffentliche Leistungen“ – das sind in der Regel Umweltleistungen.
Kritik an der EU-Agrarpolitik: Die Kritik der Autoren des „Agrar-Atlas“ lautet kurz zusammengefasst: „Die EU-Agrarpolitik fördert ein falsches System. Sie ist nicht auf das ausgerichtet, was vielen von uns wichtig ist: gesunde und leckere Lebensmittel, artgerechte Haltung von Tieren, Schutz von Gewässern, Vögeln und Insekten.“ Die von der EU selbst gesteckten Ziele folgen in der Aufzählung: „…der Schutz des Klimas, der Böden und Gewässer und der Artenvielfalt“ sowie „globale Gerechtigkeit durch die nachhaltige Nutzung von Ressourcen und einen fairen Außenhandel.“
Was kann die Landtechnikbranche 2019 tun?
NGO vertreten nicht alle: Welchen Schluss können wir für die Kommunikation der Landtechnikbranche im Agritechnica-Jahr 2019 ziehen? Die Themen sind von den NGO gesetzt, doch ein großer Teil der Bevölkerung erklärt durch sein Kaufverhalten und den Konsum „normaler“ Lebensmittel, dass er der modernen Landwirtschaft und den Lebensmittelherstellern vertraut. Dies gilt auch für viele, die nicht aus ideologischen, sondern aus Ernährungsgründen weniger oder gar kein Fleisch essen.
Verunsicherung wächst: Allerdings ist ein wachsender Teil der Bevölkerung verunsichert, wenn ständig darüber berichtet wird, was die Landwirtschaft und insbesondere größere, modern wirtschaftende Betriebe nicht richtig machen. Die Verbraucher wissen und verstehen nicht, dass die Übergänge zwischen den Wirtschaftsformen heute fließend sind und dass ein moderner Bio-Landwirt alles andere als ein alternativer Alt-68er auf der kleinen, alten Hofstelle in der Prärie ist.
Verständnis fehlt: Die Verbraucher kennen die „modernen“ kaum und werden durch die Flut an Medienberichten und Kampagnen zudem völlig überfordert. Um dieses Problem sollten wir uns kümmern. Wir sollten der Bevölkerung sachlich erklären, was die Landwirtschaft macht und wie die Landtechnik dabei hilft.
Übersetzer im fremden Land: So wie wir den Nutzen der neuesten Maschinen-Generation dem Landwirt als Kunden erklären, müssen wir als gesamte Branche Verantwortung für die Kommunikation übernehmen und gemeinsam den „Übersetzer“ machen. Denn wir müssen erkennen: Die moderne Landwirtschaft ist für den normalen Verbraucher wie ein fremdes Land mit einer fremden Sprache.
Veraltetes Referenzsystem: Und diese Sprache bringen wir mit moderner Technik im Riesenformat auf die Straße. Das macht vielen Konsumenten, von denen viele noch den Deutz D25 der Großeltern oder die schrottigen Schlepper aus Fernsehserien wie dem „Bergdoktor“ oder „Bauer sucht Frau“ als Referenzsystem haben, Angst.
Moderne Begriffe sind schwierig: Zusätzliche Ängste wachsen angesichts vermeintlich „industrieller Produktionsmethoden“ wie Automatisierung, Digitalisierung und Robotertechnik. Hier müssen wir die Bevölkerung abholen. Unsere Aufgabe ist, Chancen nicht nur für uns und die landwirtschaftliche Kundschaft zu erkennen, sondern deren Nutzen auch für die Allgemeinheit zu erklären – so wie ein Reiseführer im fremden Land seiner Reisegruppe die Kultur begreifbar macht.
Nachhilfe für Politiker: Dieses Vorgehen kann uns auch im politischen Bereich weiterbringen, denn technisches Verständnis fehlt offensichtlich ja auch auf der großen Bühne in Berlin. Selbst der Bundesministerin für Bildung und Wissenschaft und vielen Abgeordneten müssen wir noch einmal erklären, warum das Internet doch an jeder Milchkanne verfügbar sein muss.
Fazit: Wir müssen den Nutzen der Landtechnik erklären
Die Landwirtschaft muss sich 2019 noch mehr erklären und hierbei müssen wir insbesondere Landtechnik und deren Nutzen erklären. Wir müssen den Fortschritt für Otto-Normalverbraucher greifbar machen. Wenn wir auf diesem „Erklärungs-Acker“ unsere Kraft an die Erde bekommen, dann ist das für die Landtechnikbranche in mehrfacher Hinsicht sinnvoll:
- Die landwirtschaftlichen Betriebe als Kunden werden es danken, weil sie diese Unterstützung als Rückenstärkung verstehen werden. Diese Form der Öffentlichkeitsarbeit ist also gut für das Image der Landtechnikbranche beim Kunden.
- Wenn Verbraucher den Sinn neuester Landtechnik besser verstehen, verbessert sich die Akzeptanz der modernen Landwirtschaft und damit auch das Image der Landwirte bei ihren Nachbarn und Kunden. Das sichert die Zukunft der Kunden und der Branche.
- Wenn modernste Landtechnik als Helfer der Landwirtschaft nicht nur verstanden und akzeptiert, sondern sogar noch „hipp“ wird, dann kann dieser Image-Zuwachs der Landtechnikbranche auch bei der Nachwuchsgewinnung helfen – und die wird immer wichtiger. Der Wettbewerb um Technik-Nachwuchs wird künftig wohl noch schärfer als der Wettbewerb beim landwirtschaftlichen Kunden. Und der ist hart genug.
Diese drei Argumente sollten Begründung genug sein, die Herausforderung der Kommunikation 2019 anzunehmen. Viel Erfolg dabei!
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